Rezension: How to win friends and influence people von Dale Carnegie

Wie sehr allein der Titel eines Buches darüber entscheiden kann, ob wir es kaufen oder nicht, habe ich zuletzt bei einer Empfehlung des Buches How to win friends and influence people gemerkt. Zunächst habe ich den Titel als reißerisch empfunden und dahinter eher einen Marketingtrick vermutet. Dann habe ich gesehen, dass das Buch erstmalig 1936 herausgegeben wurde. Das machte mich neugierig. Ich habe mich dann entschieden, dem Buch einfach eine Chance zu geben und war alles andere als enttäuscht. In meiner Rezension lest ihr warum.

People Skills

Ich beschäftige mich nicht nur indirekt viel mit Kommunikation. Schon vor meinem Studium habe ich in der ehrenamtlichen Arbeit in Projekten gemerkt, dass der Erfolg im Team häufig von der Art und Weise der Kommunikation abhängt. In meinem Studium der Kommunikationswissenschaften habe ich dazu etwas Fachwissen aufgebaut. Kurzlich habe ich hier auf gruenderstory.de dann auch schon Words don’t come easy als Pflichtlektüre für Gründer empfohlen.

Als Gründer und Unternehmer ist Kommunikation ebenfalls unerlässlich. Dabei sind es die Kleinigkeiten, die wir oft übersehen. Wann schreiben wir eine E-Mail und wie lang ist sie, mit welchem Gesichtsausdruck formulieren wir unser Missfallen zu einer gemachten Aufgabe oder welche Überschrift hat ein Blogbeitrag? Jede dieser Fragen könnte für sich stundenlang diskutiert werden. In How to win friends and influence people von Dale Carnegie geht es jedoch zunächst um die ganz „normale“ zwischenmenschliche Kommunikation. Da das Buch zuerst im Jahr 1936 erschienen ist kann angenommen werden, dass sich viele Hinweise auf die Face-To-Face Kommunikation beziehen.

Hilf mir, mir selbst zu helfen

Wie schon erwähnt, hat der provokante Titel mich zunächst von der Lektüre abgeschreckt. Während der Lektüre wird aber ganz klar, dass Carnegie damit lediglich einem seiner vielen Ratschläge folgt:

Talk in terms of other person’s interests.

Entsprechend lädt uns der Titel dazu ein, dieses jedem eigene Bedürfnis zu erfüllen.

Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass es sich um eine Reihe von Motivations- und Manipulationstricks handelt. Wer möchte, könnte das Buch auch teilweise so lesen. Im Kern geht es jedoch darum sich selbst zu ändern. So lautet ein weiterer Ratschlag:

Become genuinely interested in other people.

Es geht also nicht um das Vortäuschen von Interesse und daher bekommt der Leser keine Phrasen oder Gesprächsleitfäden an die Hand, um diesen Eindruck zu erwecken, sondern das Buch versucht den Leser dazu zu motivieren, ein ehrliches, ernstes Interesse an anderen Menschen zu haben. Der Grundsatz der Ehrlichkeit bzw. Authentizität hinter den Ratschlägen von Dale Carnegie bringt den Fokus des Buches weg von der Manipulation der Menschen um uns herum hin zur Sicht auf sich selbst. Wer dem Buch folgt wird das Ziel also nicht erreichen, weil er andere aktiv beeinflusst, sondern weil er Dinge in sich selbst findet, die schließlich positiv auf seine Mitmenschen einwirken. So findet sich auch einer meiner eigenen Grundsätze indirekt in diesem Buch wieder:

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.

Auf das Gespräch einlassen

How to win friends and influence people ist in vier Kapitel untergliedert an deren Ende die Anregungen jeweils übersichtlich aufgelistet sind. Ich empfehle, sich diese Seiten zum späteren Nachschlagen zu markieren. Dennoch ist das Buch nicht als Schritt-für-Schritt-Anleitung geschrieben, sondern gespickt mit Beispielen aus der Praxis und aus den Vorträgen und Seminaren des Autors in der Art und Weise, wie er es einem persönlich erzählen würde. Das Buch enthält viele Referenzen auf bekannte amerikanische Persönlichkeiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und wie sie mit bestimmten kommunikativen Situationen umgegangen sind.

Das Geheimnis von How to win friends and influence people liegt in zwei Dingen. Zum einen geht es nicht um Veränderungen von anderen, sondern von und in uns selbst. Zum anderen beschreibt der Autor kaum etwas, was wir nicht schon wissen (sollten). Vielmehr schafft er es anhand von leicht verständlichen Beispielen und ohne Druck aufzubauen den Willen zu erzeugen, sich die Ratschläge zu Herzen zu nehmen.

How to win friends und influence people ist definitiv ein Buch, das nicht zu weit vom Schreibtisch eines Gründers entfernt liegen sollte. Ich habe gerade noch den deutschen Titel gefunden: Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden. Dabei bin ich auch auf die meine Interpretation bestätigende, lebhaft geschriebenen Rezensionen bei Amazon gestoßen, die ich aber eher nach der Lektüre empfehlen würde. Ich freue mich natürlich auch, wenn der ein oder andere hier sein Kommentar zum Buch hinterlässt.

Bildquellen

  • How to win friends and influence people: http://stephendriscoll.files.wordpress.com