Gründer und Weiterbildung

Weiterbildung – das klingt ziemlich trocken. In diesem Artikel geht es mir aber nicht um stickige Seminarräume und lange Beweihräucherungen eines schlechten Referenten. Es geht mir vielmehr um die Aneignung von Wissen. Das kann sowohl organisiertes als auch passives Lernen sein. Eines ist aber klar, als Gründer und Unternehmer müssen wir uns ständig irgendwie weiterbilden. Ich habe einmal beschrieben, wie ich Weiterbildung in meinen Gründeralltag integriere.

Warum lernen wir?

Gründer sind sicherlich ein Vorbild für das Modell des lebenslangen Lernens. Die Gründe dafür sind verschieden. Zum einen verändert sich die Welt nicht nur im schnelllebigen Technologiebereich und auch Angestellte bilden sich weiter. Auf der anderen Seite bilde ich mich auch weiter, weil ich einfach Spaß am Lernen habe. Es war schon immer so, dass ich gerne Neues ausprobiert habe. Auf der anderen Seite muss ich mich auch schlicht und ergreifend weiterbilden, weil ich an jedem Tag vor kleinen und großen Herausforderungen stehe, die ich bisher noch nicht gemeistert habe.

Alles was ich lerne macht mich am Ende auch unabhängiger. Dabei geht es mir nicht nur um meine Spezialisierung als Webentwickler für Magento und WordPress betreffende Fähigkeiten. Wichtig sind hier explizit auch die Fähigkeiten, die ich als Unternehmer benötige. Das beginnt bei Projektmanagement, geht über Verhandlungsgeschick bis hin zu grundlegendem Wissen in der Buchhaltung. An diesen Stellen kann viel Geld eingespart werden, dass ich dann nicht erst erarbeiten muss.

Lernen bei oder neben der Arbeit

Ich habe zwei Arten des Lernens ausgemacht. Das eine ist das aktive Lernen. Dazu gehört ein bewusst gelesener Artikel, oder sogar ein Buch, ein Seminar oder ein Workshop oder auch ein Testprojekt in einer neuen Disziplin. Am aktivsten habe ich als Softwareentwickler gelernt, als ich mich in das Shopsystem Magento eingearbeitet habe. Ich habe mir damals in der Tat fast die ganzen 40 Stunden Trainingsvideos angeschaut.

Diese Art des Lernens erfordert mehr Disziplin und Planung. Auch das in der Ausbildung oder an der Uni gelernte kann bei weitsichtiger Planung sehr wichtig sein. Dazu zählen sicherlich auch die neben den Vorlesungen angeeigneten Softskills.

Die andere Form ist das passive Lernen. Dazu gehört ganz besonders der schon erwähnte Fall, dass ich die Lösung für ein Kundenprojekt erst entwickeln muss. Das sind meist Kleinigkeiten, aber in der Summe lerne ich jeden Tag sehr viel.

Nicht immer ist Lernen sinnvoll

Ich finde es toll, neues zu lernen. Aber nicht immer ist das auch sinnvoll. Am Ende bin ich nicht nur begeisterter Macher, sondern auch Unternehmer und als solcher muss ich rechnen. Ich lehne mittlerweile Projekte ab, wenn der Gehalt an Neuem zu groß ist. Es gibt nie einen Auftrag, bei dem ich alles weiß und Kunden bezahlen bewusst oder unbewusst immer auch Recherchen mit. Ich habe aber noch keinen Kunden gehabt, der mich explizit dafür bezahlt hat mir ein komplett neues Wissen anzueignen. So abwegig wie es auf den ersten Blick klingt ist das gar nicht, aber bei mir einfach noch nicht vorgekommen.

Dass ich mich selbst um meine Selbstorganisation bzw. mein Projektmanagement kümmern muss ist klar. Bei anderen Tätigkeiten, die nicht primär in meinem Schwerpunkt stehen, denke ich aber immer darüber nach, ob sie sich auslagern lassen. Da ist zum einen die Steuererklärung, die sicherlich bei meinen Unternehmungen noch kein Hexenwerk ist. Doch die Kosten, die ich durch den Arbeitsausfall hätte, wenn ich es selbst machen würde wären höher als die Kosten des Steuerberaters. Weitere Dinge, für die ich Geld ausgebe sind etwa gute Software oder Service-Pakete, wenn ich mich z.B. nicht mehr um alles selbst kümmern muss.

Lernen oder Arbeiten?

Wer so von neuen Dingen begeistert ist wie ich, der lässt sich vielleicht auch schnell mal ablenken. So kann eine Recherche für ein Kundenprojekt klein beginnen und schließlich mit müden Augen am späten Abend enden, weil es dann doch noch so viel Neues gab. Oder Kundenprojekte leiden, weil die eigenen Spielwiesen vorgehen. Zumindest bei letzterem habe ich eine funktionierende Priorisierung und es kommt daher auch nicht vor. Generell ist aber schon wichtig bewusst abzuwägen, wieviel neues Wissen für ein aktuelles Problem gerade notwendig ist und wo die Recherche aufhören sollte, weil sie am Ende nicht bezahlt wird.

Auf der anderen Seite kann sich die Investition ins Lernen auch sehr schnell lohnen, wenn alltägliche Prozesse dadurch schneller laufen. Bei neuer Software zum Beispiel kann ein Wissen um die Möglichkeiten oder die Bedienung sehr schnell einen zeitlichen Vorteil bringen. Das gleiche gilt natürlich auch für technische Arbeitsgeräte. Magento konnte ich überhaupt erst professionell anbieten, nachdem ich mich durch die Lernphase gequält habe. Am Ende bringt das Wissen um die Möglichkeiten eines Systems dann auch wieder mehr Spaß.

Als Konsequenz daraus habe ich einmal begonnen, mir feste Zeiten für das aktive Lernen einzuplanen. Das sind aktuell 2 Stunden pro Woche, die ich leider nicht so regelmäßig einhalte wie ich es mir wünschen würde. In dieser Zeit eigne ich mir das Wissen über die Dinge an, die nicht direkt Bestandteil von Aufträgen sind, z.B. die Bedienung von Projektmanagement-Tools oder eine Versionsverwaltung. Wenn ich außerhalb dieser Zeit einen interessanten Artikel finde, dann wird er auf meiner Lernen-Liste vermerkt und nicht in meiner produktiven Arbeitszeit gelesen.

Durch Lernen erfolgreich sein

Weiterbildung als aktives oder passives Lernen gehört nicht nur für Gründer, sondern für jeden Unternehmer zum Alltag. Leichter ist es natürlich, wenn es einem auch Spaß macht. Wenn dann diese Begeisterung dazu führt, dass die Selbstständigkeit erst richtig funktioniert, dann hat man alles richtig gemacht.