Die Bedeutung von Zeit bei der Gründung

Als Gründer sind wir meist ungeduldig. Wir sehen ein Problem und wollen uns sofort an die Lösung machen. Da kann es nicht schnell genug gehen. Mittlerweile habe ich aber schmerzlich lernen müssen, dass manche Dinge einfach Zeit brauchen und sich nur mit großen Anstrengungen beschleunigen lassen. Dieser Artikel enthält Beispiele aus meinen Projekten, bei denen ich dies gelernt habe.

Einfach mal schauen was kommt

Eines meiner erfolgreichsten Projekte verfolgte zunächst keinen kommerziellen Zweck. Vor über 3 Jahren habe ich die Scrabble-Hilfe auf www.wort-suchen.de programmiert. Ausgangspunkt war einfach die Verknüpfung zweier meiner Interessen, der Webprogrammierung und Sprachen. Die Idee selbst kam natürlich beim Scrabble-Spielen.

Während die Euphorie für das neue Hobby im ersten Jahr sehr groß war, habe ich im zweiten Jahr kaum etwas auf der Seite gemacht. Die Seite war somit sich selbst überlassen, was ihr scheinbar nicht geschadet hat. Immer mal wieder gab es Besucherwellen, die in ihrer Masse nie abgeebbt sind. Als dann über das letzte Jahr der Bersucherzustrom auf der zwischendurch entstandenen englischen Scrabble-Hilfe unter www.word-grabber.com quasi explodierte, fand das Projekt wieder meine Aufmerksamkeit. Seither schalte ich Werbebanner und konnte von den Einnahmen die technische Weiterentwicklung, eine kleine Redaktion und die Überarbeitung des Layouts finanzieren. Zwar reicht es noch nicht, um meinen eigenen Lebensunterhalt damit zu bestreiten, aber mir macht es aktuell mehr Spaß das Projekt wachsen zu sehen.

Fazit: Man muss ja nicht immer seine gesamte Zeit in ein Projekt stecken. Manchmal ist weniger mehr.

Es muss sich herumsprechen

Das Projekt [die-wortretter] eines von mir als Geschäftsführer geführten Unternehmens, bietet die Übersetzung von Speisekarten. Hier besteht die besondere Herausforderung im Marketing. Wir haben viel Zeit und das noch vorhandene Geld in das Marketing gesteckt und waren nach knapp einem halben Jahr eher demotiviert, weil verhältnismäßig wenig zurückkam. In dem Moment als wir das Projekt jedoch begraben wollten, kam eine kleine Welle an Anfragen. Die Quellen waren unterschiedlich. Teilweise waren es Aufträge aus Angeboten, die wir eine lange Zeit vorher schon abgegeben hatten, Anfragen von Partnern, die länger brauchten, um unser Angebot bei sich zu integrieren. Ein Kunde kam sogar über eine Empfehlung eines anderen Kunden.

Mittlerweile betreuen wir einen kleinen Kreis an Stammkunden. Deren Anteil am Gesamtumsatz ist deutlich höher als wir es uns zuvor gedacht hatten. Da uns mittlerweile auch die Suchmaschinen kennen, können wir unsere für das Projekt vorhandenen Kapazitäten sogar ganz ohne Werbeanzeigen füllen.

Fazit: Der menschliche Faktor im Marketing braucht Zeit. Als Gründer sind wir ungeduldig und erhoffen uns von jedem Angebot einen Abschluss. Doch die Uhren des Kunden ticken manchmal anders. Hier ist Geduld notwendig. Übrigens: Gute Kundenbetreuung zahlt sich mittelfristig sehr aus.

Geduldig sein

Zwar nehme ich seit Anfang 2011 nebenbei Aufträge als freier Programmierer an, doch erst seit Anfang diesen Jahres stellt dies meine Haupttätigkeit dar. Die Umstellung von der Nebenbeschäftigung zum Vollerwerb hat mir ebenfalls viel Geduld abverlangt. Auch wenn ich mittlerweile gut bis sehr gut ausgelastet bin, gibt es immer noch Wochen, an denen ich mich am Montag Vormittag frage, was ich die Woche über wohl machen werde, nur um dann am Ende kaum hinterher zu kommen.

Das ist nunmal die Gefahr bei uns Selbstständigen, dass wir niemanden haben, der uns einen festen Zeitplan vorgibt und bei dem Zeit auch bezahlt wird, wenn eigentlich nichts zu tun ist.

Mittlerweile habe ich genug erlebt um zu wissen, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die nächsten Wochen über Arbeit haben werde.Wenn dann doch einmal eine Pause kommt, habe ich genug Arbeit mit meinen eigenen Projekten. Ja in manchen Wochen mit vollem Aufgabenplan sehne ich mich sogar nach mehr Zeit für diese. In jedem Fall hat sich bisher die Geduld ausgezahlt.

Fazit: Erfolg stellt sich nicht auf Zuruf ein. Manchmal müssen wir einfach in den blauen Dunst arbeiten ohne zu wissen, wann wir die Früchte unserer Arbeit ernten.

Auch wenn ich hier viel vom Abwarten schreibe, so gilt das natürlich nur, wenn der Grundstein gelegt ist. Niemand besucht eine Webseite, die keinen Mehrwert bietet. Kein Kunde kommt, wenn ich niemandem von mir erzähle. Und bevor mich jemand mit etwas beauftragt, sollte ich mir ausreichend Reputation und das notwendige Wissen angeeignet haben. Ein Mentor meinte übrigens mal zu mir, dass ein Unternehmen auch mal 10 Jahre brauchen kann, bevor es sich trägt. Da bin ich also sehr gut im Plan.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Dauern Projekte bei euch immer länger? Stellt sich der Erfolg überraschend und manchmal vielleicht ganz woanders ein? Ich freue mich auf eure Kommentare.