10 Regeln für ein Web-Startup

Durch einen Hinweis auf Denkpass.de bin ich auf einen Artikel von Evan Williams zum Thema „Ten Rules for Web Startups“ gestoßen. Solche Artikel erreichen mich immer, wenn das Konzept schon geschrieben und teilweise umgesetzt wird. Ich empfehle aber solche Auflistungen zu nutzen, um eine Ist-Stand-Analyse durchzuführen, was ich im Folgenden für unser Angebot [die-wortretter] mache.

#1: Be narrow

[die-wortretter] sind mit der Übersetzung von Speisekarten gestartet. Das hat es uns ermöglicht, gezielt nach Fachübersetzern, Vertriebspartnern und Kunden zu suchen. Unsere langfristige Strategie berücksichtigt aber auch die zeitnahe Weiterentwicklung des Angebotes.

#2: Be different

Das Angebot an Übersetzungsdiensten ist schier riesig. Selbst Spezialisten für Speisekarten gibt es bereits. Beim näheren Hinschauen merkten wir jedoch, dass eine schöne Webseite allein noch kein wettbewerbsfähiges Angebot ausmacht. Unsere Tests haben gezeigt, dass die Qualität häufig deutlich unter den geäußerten Ansprüchen liegt.

Mit [die-wortretter] haben wir eine Bezeichnung gewählt, die absichtlich keine Zeichenfolgen wie „Übersetzung“, „translation“ oder „trans“ beinhaltet. Wir heben eher das Konzept sich wiederholender Übersetzungen hervor und verfolgen damit eine langfristige Marketingstrategie. Dennoch würde ich im Gegensatz zum Autor nicht pauschal davon abraten, sich einen beschreibenden Namen zu geben. Das erspart unnötigen Erklärungsbedarf. Das merken wir mit der Firmenbezeichnung „netVoKi“ jeden Tag.

#3: Be casual

Wir haben bewusst auf Logins verzichtet um den Zugang zu unserem Service so einfach wie möglich zu halten. Es war uns ebenfalls wichtig, dass der Kunde nicht nur einen Text hochladen, sondern ihn auch mit anderen Medien übermitteln kann. Zudem findet der Kunde auf jeder Seite unsere Kontaktdaten für Nachfragen.

#4: Be picky

So eindeutig der Service von [die-wortretter] ist, desto vielfältiger sind die Projekte, die wir als netVoKi verfolgen. Während wir neue Möglichkeiten zur Erweiterung des Übersetzungsangebotes sehr kritisch beäugen, können wir als netVoKi selten an Chancen vorbeigehen.

#5: Be User-Centric

Eine wichtige Voraussetzung für diesen Punkt ist die Verschiebung der Sicht vom Entwickler zum User. Ich bin immer wieder erstaunt über das positive Feedback selbst bei Features, die wir noch als unterentwickelt ansehen. Den Unterschied machen am Ende Details, die weniger technisch sind, wie etwa das leichte Auffinden von Kontaktdaten, damit der Nutzer entscheiden kann, wie er uns beauftragt.

Wir analysieren wöchentlich das Verhalten unserer Nutzer, soweit wir es aus den Analytics-Daten extrahieren können. Außerdem fragen wir jeden Kunden persönlich nach seiner Meinung zur Bedienbarkeit. Es ist dabei wirklich eine Herausforderung, nicht noch weitere Features einzubauen, sondern die bestehenden zu optimieren.

#6: Be Self-Centered

Offensichtlich sind Übersetzungen von Speisekarten nicht unser Problem und wir also nicht unsere eigenen Kunden. Bei der Arbeit als Übersetzungsagentur stellt jedoch der Eingang von Übersetzungsaufträgen und deren Bearbeitung die tägliche Herausforderung dar. Die Software dafür läuft für den Kunden fast unsichtbar im Hintergrund. Da deren Entwicklung das eigentliche Hauptprojekt von netVoKi ist, löst die Arbeit als [die-wortretter] das Problem der Nutzertests.

#7: Be Greedy

Bei [die-wortretter] gibt es keine kostenlose Leistung. Im Gegenteil: es gibt leicht erreichbare, günstigere Wettbewerber (siehe Qualität unter #2). Dennoch haben wir unter allen Interessenten, die mit uns auf irgendeine Art Kontakt aufnehmen, eine Conversion Rate deutlich über 50%.

Wir sind derzeit jedoch dabei einen Dienst aufzubauen, der allein für hohen Traffic entwickelt wird. Ziel dabei ist es jedoch, auf den kostenpflichtigen Übersetzungsdienst aufmerksam zu machen.

#8: Be Tiny

Natürlich lässt sich ein Unternehmen mit geringem finanziellen Aufwand gründen und betreiben. Als Gründer merkte ich jedoch irgendwann, dass manche Leistungen nicht kostenlos zu besorgen sind und manche Investition, z.B. in ein gutes Design für eine Webseite, sein Geld auch kurzfristig wert ist. Die wichtigste Frage ist jedoch nicht das Wieviel, sondern das Ob. Je klarer meine Strategie und das Geschäftsmodell, desto besser kann ich die richtigen Investitionsentscheidungen treffen.

Ein schwieriger Punkt ist das Personal. Wir haben keine Angestellten. Die notwendigen freien Mitarbeiter werden teilweise über Beteiligungen bezahlt. Das ist immer noch besser als ein unbezahltes Praktikum.

#9: Be Agile

[die-wortretter] ist bei weitem nicht unsere erste Idee, erfüllt aber als Einnahmequelle und Spielwiese für unsere Übersetzungsverwaltung zwei wichtige Funktionen, die wir noch am Anfang der unternehmerischen Tätigkeit noch nicht kannten. Agil sind wir also durch und durch.

#10: Be Balanced

Ich schreibe diesen Beitrag auf meiner Reise in den Urlaub, daher ist dazu wohl kein weiteres Kommentar notwendig.