Der Batman-Effekt bei Unternehmern

Das von mir als Printversion abonnierte Katapult-Magazin berichtet in der neuesten Ausgabe über eine Studie zum Batman-Effekt bei Kindern (zum Artikel). Dabei geht es im Kern darum, dass Kinder, die sich ein Superheldenkostüm überziehen, ausdauernder an schwierigen Aufgaben arbeiten als andere. Dabei sollten sich die Probanden ständig selbstreflektierend fragen, ob Batman (oder ein anderer Superheld) gerade hart arbeite.

Ich berichte hier darüber, weil mir diese Beobachtung bei mir durchaus bekannt ist. Offensichtlich nicht, weil ich weder ein Kind noch Batman bin oder sein möchte. Doch in der Tat nutze ich eine ähnliche Strategie um mich bei schwierigen Aufgaben zu motivieren.

Als ich vom Selbstständigen zum Geschäftsführer eines Unternehmers mit Mitarbeitern wurde habe ich schnell begriffen, dass sich meine Rolle und Verantwortung ändert. Damit ging auch einher, dass ich mich um Dinge kümmern musste, die mir weniger Spaß machten. Hinzu kamen notwendige Entscheidungen, die mir persönlich nicht leicht fielen.

Ich frage mich in solchen Situationen, was würde oder sollte ein Unternehmer jetzt tun, statt auf meine persönliche Stimmung zu hören, die häufig lieber einfachere Sachen machen möchte.

Am einfachsten lassen sich hier vielleicht Personalentscheidungen anführen. Meinen ersten Mitarbeiter musste ich in einer schwierigen ökonomischen Situation entlassen. Damit habe ich viel zu lange gewartet, aber natürlich war das persönlich eine Herausforderung. Ich wollte niemandem weh tun (und mir vielleicht auch, ganz egoistisch, ein Drama ersparen).

Als ich mich jedoch in die Rolle des Geschäftsführer versetzt habe wurde mir bewusst, dass ich aktuell allen anderen am Projekt beteiligten Personen schade. Es wurde mit jeder Woche schwieriger und mit der Hinauszögerung der Entscheidung, eine Person zu entlassen, wurden alle anderen Teammitglieder und das Budget zunehmend belastet. Dass ich selbst damals weniger produktiv war versteht sich wohl auch.

Mit diesem Hintergedanken habe ich alle meine Bedenken über Bord geworfen und bin die Sitation angegangen. Es war am Ende wie so oft einfacher als gedacht und die Entscheidung hat sehr dazu beigetragen, dass wir statt eines Team-Burnouts die Phase bis zum nächsten Wachstum durchstehen konnten.

Wir befinden uns mit unserem Projekt Advanced Ads in einer starken Konkurrenzsituation. Bisher konnten wir in Ruhe und organisch wachsen, doch dieses Potential schwächt langsam ab. Das führt dazu, dass wir zielstrebiger am Wachstum arbeiten müssen als bisher und dabei auch über unseren Wohlfühlbereich hinausgehen müssen. Das trifft natürlich insbesondere auf mich zu.

Während ich persönlich ungern Rückschläge einstecke, heißt es jetzt dran zu bleiben und nicht zu schnell aufzugeben. Der lange Atem hatte sich auch bei unseren anderen Projekten schon ausgezahlt. Dabei hilft es mir eben weiterhin, mir bewusst zu machen, dass ich als Geschäftsführer eine Verantwortung trage. Ich versetze mich dann in diese Rolle, wenn ich Prioritäten festlege und Entscheidungen treffe. Meist fallen dabei meine Liebhaberprojekte hinten rüber (d.h. weniger Programmieren, mehr Marketing).

Ich habe schon vor einer Weile gelernt, dass Motivation überbewertet ist. Natürlich soll Arbeit Spaß machen und ich tue mein bestes, um das für mich und mein Team zu erreichen, aber manchmal muss man einfach durch. Da ist das Einnehmen einer abstrakten Rolle oder der Perspektive eines Vorbilds eine gut funktionierende Strategie.