Eigentlich könnte man auch konkret werden

Während meines Studiums konnte ich einen Rhetorik-Kurs belegen. Dort habe ich gelernt, dass bei Reden und Präsentationen unkonkrete Wörter wie „man“ oder „eigentlich“ vermieden werden sollten. Dieses Prinzip versuche ich bis heute zu befolgen. In der letzten Woche habe ich mich wieder stark an diese Lektion erinnert.

Mit einer Agentur ging es um die Frage, wie die Schnittstelle von einem Shopsystem einen Preis ausliefern soll. Ich hatte zunächst einen fehlerhaften Preis übermittelt, da mir lückenhafte Spezifikationen vorlagen. Der Wert war für die Auswertung der Daten jedoch nicht notwendig. Auf die Frage, ob ich den Preis dennoch anpassen soll, erhielt ich folgende Antwort per E-Mail.

Sie können den Preis ggf. noch anpassen.

Als Kommunikationswissenschaftler habe ich mich noch eine Weile mit dieser Aussage befasst und versuche das mit diesem Artikel abzuschließen.

Ich kann mich an keine unkonkretere Handlungsanweisung seit Beginn meiner Tätigkeit als Programmierer erinnern. Natürlich kann ich, aber warum sollte ich? Ich erledige meine Arbeit stets bis zum erreichten Ziel und das lag offensichtlich schon vor. Eine Änderung war nicht mehr benötigt. Warum sollte ich also einen Mehraufwand betreiben?

Hinzu kommt eine versteckte Botschaft in dieser Aussage, nämlich dass die antwortende Person damit versucht, mir jegliche Verantwortung zu übertragen. Denn egal was ich tue, sie kann immer behaupten, ich hätte die endgültige Entscheidung gefällt.

Konkrete Aussagen für erfolgreiche Projekt

Was bedeutet das für mich als Gründer? Wenn der Kunde später feststellt, dass er die Änderung benötigt, kann er sich im Recht fühlen von mir eine unentgeltliche) Nachbesserung zu verlangen. Außerdem erschweren mir unkonkrete Aussagen das Treffen von Entscheidungen und damit den Ablauf und vor Allem das Ende meiner Arbeit an einem Auftrag.

Ich versuche daher stets in meinen Aussagen konkret zu sein. Wer macht was wann? Das Warum wird vorher ausführlich diskutiert, aber dann muss ein klares Ziel definiert werden. Nur so kann ein Projekt auch „erfolgreich“ sein. Außerdem erleichtert es mir später auch die Nachverhandlung, wenn ein Mehraufwand für ein spontan gewünschtes Zusatzfeature entsteht. Und das ist alles andere als selten.